Der Posaunenchor

Der Posauenchor

Der Berkenthiner Posauenchor wurde 1928 von dem damaligen Pastor  Johannes Thiessen(* 1897 , † 1964) ins Leben gerufen und  bereicherte durch seine musikalischen Beiträge über Jahrzehnte hinweg viele kirchliche und auch gemeindliche Veranstaltungen. Pastor Thiessen kam aus Kronprinzenkoog und trat am 12. Februar 1928  sein Amt in Berkenthin an. Bereits im September des Jahres gründete er dann den Posaunenchor, den er selbst leitete und der zunächst aus 6 Instrumenten bestand. Für ihn wie für viele seiner Amtskollegen stand der Posaunenchor im Dienst der Verkündigung der christlichen Botschaft und wurde damit zum festen Bestandteil seiner Arbeit. Bereits in der Neujahresnacht 1928/29 konnte der neue Chor sein Können unter Beweis stellen. Dazu heißt es in der Kirchenchronik: „ Nachdem die Glocken verklungen waren, spielte der Chor das Lied in die kalte Winternacht hinein: Nun danket alle Gott! Hörer versicherten, dass trotz mancher Misstöne das geblasene Lied ihnen große Freude bereitet habe.“ Tatsächlich gehörte von nun an das mitternächtliche Blasen in der Silvesternacht, mit dem das neue Jahr eingeleitet wurde, bis in die 60er Jahre zu den festen Traditionen des Ortes. Dabei hatte man zunächst daran gedacht, vom Turm selbst zu musizieren, allerdings erwies sich die Akustik des Turms derartig schlecht, so dass die Bläser nun unterhalb des Turmes Aufstellung nahmen.

Nach Johanes Thiessen übernahm dessen Nachfolger Pastor Walter Blunk (* 1894,  † 1960) 1932 die Leitung des Chores, dessen Förderung und Entwicklung ihm bis zum Ende seiner langen Dienstzeit ein besonderes Anliegen war. So bemühte er sich während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft erfolgreich darum, „seinen“ Posaunenchor vor der Übernahme durch die Parteiorganisationen zu bewahren.

Pastor Blunck förderte den Posaunenchores über Jahrzehnte

Als durch die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht und schließlich der Wehrpflicht dem Posaunenchor wegen der Einberufung einiger Mitglieder das Ende drohte, wusste er dies trotz der kirchenfeindlichen Haltung der Machthaber durch das Heranführen neuer Mitglieder zu verhindern. Der Posaunenchor trat weiterhin bei vielen kirchlichen Festen, bei  Vortragsveranstaltungen oder bei überregionalen Missionsfesten auf. Ein großes von ihm geplantes Bläsertreffen in Berkenthin 1939 scheiterte dann an dem bevorstehenden Kriegsausbruch.

Auch während des Krieges wirkte der Chor zunächst auch weiterhin bei den wichtigen kirchlichen Festen mit und begleitete auch die von dem Pastor abgehaltenen „Heldenehrungen“ für die gefallenen Soldaten, die sich nun immer häufiger an die Gottesdienste anschlossen. In den Wirren der letzten Kriegsmonate und der ersten Nachkriegsjahre kam dann das Wirken des Chores weitgehend zum Erliegen, zumal sich viele Mitglieder an der Front befanden bzw. gefallen waren oder sich in Gefangenschaft befanden. Dem beharrlichen Bemühen des Pastors war es aber zu verdanken, dass der Posaunenchor auch diese schwierige Zeit überstand. Neue Mitglieder konnten gewonnen von Blunk persönlich ausgebildet werden.

Der Posaunenchor in den 50er Jahren – stehend von links: Hans Hugo Rath, Otto Block, Gustav Dohrendorf, Hermann Rath, Joseph Faustmann, Gerd Kara (Sohn von Arno Kara), Bernhard Rath, Dieter Dahmke; vorne von links: Werner Schulz, Martin Fey, Walter Blunk, Walter Kahns, Heinz Pieske

Als  nach Pastor Blunks  Emeritierung Schulleiter Arno Kara ((* 1896,  † 1957) seine Nachfolge als Leiter des Chores antrat, konnte er feststellen, dass der Chor vorher „in besten Händen“ war und sich Pastor Blunk stets um die Ausbildung des nötigen Nachwuchses bemüht hatte. Zu dieser Zeit hatte der Chor dreizehn aktive Mitglieder, darunter waren noch einige, die von Anfang an dabei waren, aber auch einige junge Musiker; zusätzlich wurden gerade drei Anfänger ausgebildet, so dass man sich den Fortbestand keine Sorgen machen musste. Karas erster Tätigkeitsbericht vermittelt einen Eindruck von den vielfältigen Aktivitäten des Chores in dieser Zeit. Zu den vielen Einsätzen in und außerhalb der Kirche kamen viele öffentliche Auftritte auch in den Nachbardörfern oder bei besonderen Familienfesten. Sein besonderes Können konnte der Chor in diesem Jahr 1955 auf einem von der Berkenthier Kulturgemeinschaft organisiertem Dorfabend unter Beweis stellen, als man neben klassischer Bläsermusik auch volkstümliche Weisen zu Gehör brachte. Zu den Auftritten kamen damals an die 40 Übungsabende im Jahr.

Einen schweren Einschnitt bedeutete dann 1957 der plötzliche Tod des Schulleiters und engagierten Chorleiters Arno Kara. Pastor Walroth mahnte daraufhin in einem Schreiben an die Schulbehörde, bei der nun nötig werdenden Neubesetzung der Schulleiterstelle darauf zu achten, dass der Bewerber möglichst eine musikalische Qualifikation mitbringen möge. Hoffte er doch, einen ausgebildeten Musiker für die Chorleiterstelle zu finden. Tatsächlich übernahm dann aber das Chormitglieder Hans-Hugo Rath diese Funktion. Die Arbeit des Chores konnte dann auch zunächst erfolgreich fortgesetzt werden. Als dann Hans-Hugo Rath Anfang der 60er Jahre zusammen mit anderen Mitgliedern auch wegen interner Konflikte zurücktrat, zeichnete sich das Ende des eigenständigen Berkenthier Kirchenchores ab. Statt dessen entwickelte sich eine nachbarschaftliche Zusammenarbeit mit dem seit 1954 bestehenden Behlendorfer Kirchenchor. Bis in die 70er Jahre wurde ein gemeinsamer kirchenmusikalisch ausgebildeter Chorleiter von beiden Kirchengemeinden bezahlt mit der Zielsetzung, dass der Chor beiden Gemeinden zur Verfügung stehen sollte.  Als dann aber auch die Finanzierung des Chorleiters immer größerer Probleme bereitete und sich ein deutlicher Nachwuchsmangel abzeichnete, endete trotz intensiver Bemühungen der beiden Kirchenvorstände auch diese Zusammenarbeit und damit das Wirken des Berkenthiner Posaunenchores.