Die Kirche heute
Vergleicht man das Innere der heutigen Kirche mit der Fotografie (s.o.) aus der Zeit vor der Restaurierung, so ergibt sich ein vollkommen anderes Bild. Vor allem ist der Raumeindruck durch die für eine Dorfkirche großzügige Gewölbedecke heute ein anderer. Aber auch die Raumaufteilung selbst wurde 1899 verändert. So erkennt man auf dem alten Foto auf der rechten Seite des Altarraumes noch das für die Dorfschaft Klempau bestimmte Chorgestühl und links vom Altar die Prieche des Gutes Rondeshagen. Nicht sichtbar ist eine weitere geschlossene Empore an der linken Chorwand. Emporen und Chorgestühl wurden entfernt. Außerdem befindet sich die Kanzel jetzt nicht mehr an der Südwand zwischen den Fensterpaaren, sondern rechts an der Chorbogenwand. Vor allem aber präsentiert sich die Kirche dem Besucher heute sehr farbenfroh. Die 1899 entdeckten Wandmalereien wurden aufgearbeitet und kunstvoll ergänzt. Bemerkenswert ist die Darstellung des Jüngsten Gerichts auf der Chorbogenwand: Im Zentrum steht Christus als Weltenrichter, von dessen Mund zwei Schwerter ausgehen. Er ist von Engeln und Aposteln umgeben, wobei die Figuren von Petrus und Paulus, die das Bild abschließen, überlebensgroß dargestellt sind. Auf das Bild ist auch der Trompete blasende Engel im Gewölbe vor dem Torbogen bezogen. Weitere Bilder sind die Kreuzigungsszene neben der Kanzel und ein Engelskopf im Gewölbe; – man kann sich unschwer vorstellen, welchen gewaltigen Eindruck die Bilder vor allem auf den mittelalterlichen Kirchenbesucher gemacht haben werden. Der farbenprächtige Gesamteindruck wird durch die Emporen und die Farbgestaltung der Kanzel noch verstärkt.
Durch die Rekonstruktion des ursprünglich geplanten und erst 1899 gebauten Gewölbes, sind einige Malereien für den Besucher heute nicht mehr sichtbar, da sich diese jetzt oberhalb des Gewölbes befinden (s. Foto unten).
… und ihre Schätze
Statue der Maria Magdalena
An der Südwand des Altarraumes steht heute die oben erwähnte Statue der „Maria Magdalena“, welche zu den ältesten Schätzen der Kirche gehört. Pastor Wolfgang Runge sagt in einer seiner Predigten über sie: „Über ihr Alter streiten sich die Gelehrten. Nach alten Unterlagen soll sie wie folgt in unsere Kirche gekommen sein: Ein Ratzeburger Bürger, der, wie es dort heißt, in der Pfarrhölzung Holzfrevel begangen hatte, also schlicht Brennholz aus dem Kirchenwald gestohlen hatte, soll sie im 14. Jahrhundert als Sühnegabe und Wiedergutmachung für die Kirche gestiftet haben, um sich dadurch vom Kirchenbann zu lösen. Straftat und Straftäter sind sogar urkundlich belegt. So könnte sie also tatsächlich schon aus dem 14. Jahrhundert stammen, also rund 650 Jahre alt sein. Allein die Figur der Maria Magdalena wurde von Sachverständigen rund 100 Jahre jünger eingeschätzt. So schön die Legende ihrer Herkunft auch ist, so ist sie also wohl eher während der Zeit Ende des 15. Jahrhunderts von einem unbekannten Künstler geschaffen worden. Doch wie kam sie in unsere Kirche? Auch das ist ein ungelöstes Rätsel. Vielleicht gibt die Lage unserer Kirche darüber einen Aufschluss: Als Kanalkirche spielte sie über Jahrhunderte für die Stecknitzfahrer eine große Rolle. Diese waren über Wochen und Monate unterwegs, um Salz und andere Güter von Lüneburg nach Lübeck zu transportieren. So hatten sie in den Kanalkirchen besondere Rechte erworben. Sie hatten zum Beispiel besondere Kirchenstühle. In Krummesse und Mölln sind sie noch vorhanden. In unserer Kirche leider nicht mehr. Und sie hatten Begräbnisplätze mit dem Recht sie zu belegen, wenn auf den langen Fahrten einer der Ihren versterben sollte. Von solch einen Begräbnisplatz finden wir neben unserer Kirche noch die alten Begrenzungssteine mit ihrem Zeichen, den Haken und Staken.“ (Unveröffentlichter Predigttext Pastor Dr. Runge)
1899 wurde die Statue von Grund auf aufwendig restauriert, nachdem sie reparaturbedürftig wahrscheinlich über Jahrhunderte tunlichst verborgen in der Nordwest-Ecke der Kirche gestanden hatte.
Die Kanzel
Gut zu erkennen ist auch der neue Standort der ebenfalls 1899 gründlich restaurierten Kanzel, die sich heute rechts am Chorbogen befindet. Sie kann auf den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert werden, und wurde unter Pastor Albert Rodemann 1696 erneuert. Sie ist hübsch gegliedert mit Bögen an den Seiten, Zahnschnitten, breiten Eierstäben (Ornamentstreifen). Dass die Kanzel aus jener Zeit nach der Reformation stammt, ist kein Zufall. Die ehemals katholische Kirche hatte keine Kanzel, denn dem evangelischem Bekenntnis nach, steht die Wortverkündigung neben den Sakramenten, Taufe und Abendmahl, im Zentrum des Gottesdienstes. So ist auch unsere erhöhte, reich verzierte Kanzel ein Ausdruck evangelischen Glaubens. Die Kanzel trat nach der Reformation in den Vordergrund, Altar und Taufbecken in den Hintergrund. Dann fährt Pastor Runge in seiner Beschreibung fort: „Der Kanzelkorb, in dem ich hier stehe, war ursprünglich sechseckig gestaltet mit fünf Bildern, je eines zu jeder Seite. Durch das angebaute Treppengehäuse und die Zugangsbrüstung aus dem Jahr 1900 ist das nur noch zu erahnen. Mit einer bemalten Trichterkonsole ist diese fest in der Wand verankert. Zur Kanzel gehört der Schalldeckel hier über mir. Auch er ist reich verziert. Der Schalldeckel dient primär akustischen Zwecken und verbessert die Verständlichkeit des Wortes, nimmt den Nachhall aus dem Raum. Die Unterseite des Schalldeckels ist mit einer goldfarbenen Sonne und mit Sternen bemalt. Er ist, wie der Kanzelkorb selbst, sechseckig angelegt. Auffällig sind die barocken Engelköpfe. Sie weisen daraufhin: Hier in seinem Wort begegnen wir Gott und seinen Boten selbst.
Bemerkenswert ist auch die sogenannte Spendertafel mit den an der Restaurierungskosten 1696 beteiligten Personen.
Die Inschrift lautet:
Gott zu Ehren und
dieser Kirchen zur Zierde
haben dies christliche hier
Benannte Männer diese cancel
Auß zieren und anmahlen lassen
Gott sey dafür Ihre Belohnung
- Georg Tiedemann, Schlüßmeister (Schleusenmeister)
- Meister Jochim Dien (der Rondeshagner Drögemüller)
- Hanß Voß, Kirchen-Jurat (der Sierksrader Bauernvogt)
- Jacob Koop, Kirchen-Jurat (der Berkenthiner Bauernvogt)
- Hinrich Moll
- Jochim Krackau (der Rondeshagener Holländer)
- Hinrich Martens
- Jochim Meinß
- Hinrich Kanitz (1/2 Hufner Klein Berkenthin)
- Hinrich Meyer (aus Göldenitz)
- Meister Hanß Bartels (hochkant geschrieben wegen Platzmangels)
Ein (Kirchen-)Jurat entspricht dem heutigen Kirchengemeinderat. Offenbar haben sich alle vermögenden Kirchenmitglieder, wie die Bauernvögte, der Schleusenmeister, der Müller und der Holländer an den Kosten beteiligt.
Das Kruzifix
Auch das Cruzifix, das Jesus an einem Baumstamm zeigt und das wohl Jahrhunderte hindurch am Triumpfbogen als einziger Schmuck auf der großen weiß getünchten Fläche angebracht war, hat seinen Standort gewechselt. Es befindet sich heute über dem von Chorraum in die Sakristei führenden Durchgang. Es stammt aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert und wird wahrscheinlich ehedem als Altarschmuck gedient haben. Pastor Runge berichtet in einer Predigt über die zeitlichen Hintergründe des Kunstwerkes: „ Zur Entstehungszeit unseres Kreuzes im 14. Jahrhundert, in der Zeit der großen Pestepidemien und Hungersnöte in Europa war im Erleben der Menschen wenig zu sehen, was ihnen Hoffnung für ihr Leben geben konnte. Ein Drittel der Einwohner Europas raffte der schwarze Tod dahin. Man kämpfte ums nackte Überleben, man hoffte nur, nicht krank zu werden. Ein dunkles Jahrhundert war das, auch hier in unseren Dörfern.
Viele Höfe und Häuser standen leer und verfielen. Unsere Kirche stand gerade 150 Jahre und die Menschen versammelten sich auch damals schon um dieses Kreuz, das damals wohl das Altarkreuz unserer Kirche war Und es stellte den Menschen das Leiden und die Not mit dem blutend dargestellten Corpus Christi so eindrücklich vor Augen…… (Aber) die Erfahrung des Leides ist nicht alles. Dieses Baumstammkreuz grünt und sprosst. Der Glaube, den die Auferstehungsbotschaft weckte, gab den Menschen schon damals Kraft zum Durchhalten, half gegen Resignation und Verzweiflung, weckte neuen Mut. Und das hat dieses sprossende Baumstammkreuz hier vorne immer wieder getan, durch all die Jahrhunderte bis heute, in den vielen Generationen vor uns, bis zu uns Heutigen.“
Der Altar
Im Chor steht der hölzerne Altaraufbau, der in den Jahren zwischen 1686 und 1721 von Pastor Albert Rodemann, zum Großteil auf eigene Kosten, in Auftrag gegeben wurde. Überhaupt zeigte sich dieser Pastor Rodemann als wohltätiger Spender und aktiver Gestalter seiner Kirche, sorgte er doch auch dafür, dass die Kanzel und ein Teil des Kirchengestühl erneuert wurde. Zudem sorgte er dafür, dass die Orgel, die sich zunächst an der Nordseite der Kirche befand, an die Westseite verlegt wurde, wo sie sich auch heute noch befindet. – Der Altar wurde von einer Lübecker Werkstatt geschaffen. „Über der Predella mit einem Abendmahlsbild erhebt sich heute das breite, von Säulen getragene Hauptgeschoss mit einem Gemälde des gekreuzigten Christus, das von zwei Schnitzfiguren von Evangelisten flankiert wird. Darüber erhebt sich ein weiteres Geschoss mit einer Freiplastik des triumphierenden Christus, die ebenfalls von zwei Evangelistenfiguren begleitet wird. Die Bekrönung bildet das von Posaunen gerahmte Jahwe-Monogramm. Die gesamte Architektur ist reich mit Akanthusblättern und Engelsköpfen verziert.“ (Claudia Tanck in: Salz der Erde Licht der Welt, s. 228)
Ausführlicher widmet sich Pastor Runge in einer Predigt der barocken Symbolik des Altars: „ Der Barockstil nahm gerne architektonische Elemente der Antike auf, so fanden die Säulen ihren Weg an unseren Altar. Der Barock steigerte die künstlerische Nachbildung der Natur zu bewegterer Gestalt, so finden wir hier differenziert dargestellte menschliche Figuren und reichlich goldfarbenes Akantuslaub. Und das hat natürlich seinen Sinn: Die plastischen Figuren wollen den Betrachter einbeziehen in das gezeigte Geschehen. Die räumliche Dimension entsteht. Das Bild öffnet sich auf den Betrachter zu, wie in den Hintergrund hinein. Sein Aufbau über der Predella mit dem Abendmahlsbild ist zweigeschossig. Im Hauptgeschoß sehen wir zentral ein hochovales Mittelbild des Gekreuzigten, auch in Öl auf Leinwand gearbeitet. Im Obergeschoß erkennen wir als freistehende Figur Christus, den Auferstehenden. Rechts und links, oben und unten stehen Seitenfiguren mit Büchern und Schreibfedern in ihren Händen. Es sind die vier Evangelisten, die das zentral dargestellte Christusgeschehen jeweils aus ihrer Perspektive beschreiben. Zu ihren Füßen werden sie von den vier symbolischen Wesen der Thronvision des Hesekiel begleitet. Sie wurden in der christlichen Tradition schon bald zu Symbolen der vier Evangelisten. Links unten Lukas mit dem Stier, rechts unten Johannes mit dem Adler, links oben Matthäus mit dem Engel und rechts oben Markus mit dem Löwen. Als Verzierung sehen wir darüber hinaus bei genauerer Betrachtung mehrere Engelputten und Engelköpfe. Der Blick wandert von unten nach oben also durch die zentralen Szenen unseres Glaubens: Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Wir feiern hier in unserer Kirche, hier am Altar, monatlich das Abendmahl zu seinem Gedächtnis. Wir reihen uns dabei sozusagen mit ein in die dargestellten Jünger an Jesu Tisch. Dann sehen wir den gekreuzigten Christus vor einem düsteren Himmel. Gottes Liebe verdunkelt sich im Leid. Nur an Jesus Christus und sein Leiden für uns können wir uns in solchen Zeiten halten. Schließlich steht der Auferstandene frei wie ein Held mit der Siegesfahne in der Hand triumphierend umrahmt von drei Engeln oben rechts und links und unter ihm, die das Geschehen mit ihren Instrumenten hinausposaunen in alle Welt. Er ist gleichsam aus dem dunklen Oval des Todes herausgetreten und segnet uns mit seiner rechten Hand. Am Ende befreit uns Gott und siegt über Tod und Teufel. Das können wir hier schon sehen, wenn es auch für uns unerreichbar und zu hoch erscheint. Der Segen des Auferstandenen begleitet uns aber schon heute. Schließlich sehen wir ganz oben als Abschluss eine bekrönende Jahwesonne. Das Tetragramm, das hebräische Wort für den Namen Gottes „Jahwe“, ist umgeben von Wolken, die doch von goldenen Sonnenstrahlen durchbrochen werden.“
Altarurkunde von 1899
Folgende Urkunde fand sich bei der Restaurierung des Altars vor wenigen Jahren:
„Dieser Altar ist im Jahre 1694 von dem damaligen Pastor ad hiesigen Berkenthiner Kirche gestiftet. -1899 ist der Altar wie er wurde u. zwar einige fehlenden Schnitzerei von dem Bildschnitzer Herrn Wilh. Hansen in Kiel; die Tischlerarbeit von dem Tischlermeister in KI. Berkenthin Herrn Baumann die Malerarbeit von dem Maler Wilh. Jensen aus Garding ausgeführt. – Drei Farbanstriche fanden sich vor, der Erste war: Gold. Schwarz. Weiß.
Marmor, der weiße Anstrich vor Lackierung hatte nicht gehalten u. war über u. über gerissen. –
Der zweite Anstrich war ebenso, nur die Figuren waren bunt ausgemalt. Die Vergoldung nicht
erneut. Der dritte Anstrich war wieder wie zuerst nur weiße Ölfarbe, die Vergoldung
welche ziemlich stark gelitten hatte war durch Chromgelb aufgelichtet; der jetzige Anstrich
ist nachdem die brüchige Vergoldung entfernt ist und (?) vorher alles Holz konserviert mit Schelllack überzogen, wieder auf die ursprüngliche Manier hergestellt u. zwar sind sämmtlich angewendete
Farben Wachsfarben. –
Gr. Berkenthin, den 16. Xbus 1899″ (transkribiert Helga Koop)
Der Taufengel
Der Taufengel stammt aus dem Jahr 1734 und wurde von Frau Catharina Elsabe Blohmen geb. Thor Möhlen (*1697; † ?) Frau des Lübecker Gewandschneiders Jürgen Blome gestiftet. In welcher Beziehung diese Frau zu Berkenthin stand konnte bisher nicht geklärt werden. Das Berkenthiner Bauerngeschlecht Blome war ja schon Mitte des 16. Jahrhunderts ausgestorben. Und die Thor Möhlen stammten aus Werther bei Bielefeld. Dieser wird auch heute noch bei Taufzeremonien verwendet. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts war es in vielen Kirchen Lauenburgs Sitte geworden, die Taufbecken durch bewegliche Taufengel zu ersetzen. Heute findet man sie nur noch selten (bspw. in Gudow und in Ahrensburg). Durch eine Zugvorrichtung mit Gegengewicht wird er beim Taufgottesdienst nach unten bewegt und vertritt dann das sonst übliche Taufbecken. Der Taufengel ist aus Holz gearbeitet und misst von Kopf bis Fuß 1,30 m. Es ist ein junger Mann. Der Körper ist von seiner Haltung her aufrecht schwebend angebracht, dargestellt mit goldenen Flügeln und goldener Lockenpracht. Das Tunika ähnliche Gewand reicht von der Schulter bis zu den Knöcheln. An der rechten Schulter ist es ganz realistisch mit einem Band befestigt dargestellt. Es ist in dunklem Himmelblau gehalten. Das Gesicht, rund und lieblich mit kleiner Nase, hat doch eher einen ernsten Ausdruck um Mund und Augen. In den Händen hält er einen Lorbeerkranz, der wiederum die Taufschale trägt. Sie ist aus Messing gearbeitet und hat einen Durchmesser von 32 cm. Die Farben gold und himmelblau weisen ihn als Bote des Himmels, Gottes aus.
Taufstein
eine Besonderheit in der Kirche ist der alte unter dem Ständer der Nordostecke des Schiffs im Fundament erhaltene Taufstein. Als der Brauch der Ganzkörpertaufe verging, wurde der nun nutzlos gewordene Taufstein einfach verbaut und ist uns so aber erhalten geblieben.
Figur mit Engelsflügeln
Im Altarraum findet sich über einem Opferbecken eine auf einer Kupferplatte angebrachte Figur mit Engelsflügeln. Diese hält in der linken Hand einen Speer und in der rechten Hand eine Frucht. Als Stifter ist darauf Martin Schließner 1677 angegeben. Die Bedeutung der Figur ist unklar. Aber zum Stifter läßt sich noch etwas ergänzen. Martin Schließner (auch Schleißner u.ä.) war zwischen 1671 bis zu seinem Tod 1692 der Krummesser Müller. Vermutlich hatte er 1677 auch die Rondeshagener Drögemühle mit in Pacht und fühlte sich deshalb auch der Berkenthiner Kirche verpflichtet.
Wie wir schon an der Spendertafel gesehen haben, gehörten die Müller zu den wohlhabenden Personen im Dorf und diese hatten sogar meist das Anrecht innerhalb der Kirche begraben zu werden.
Die Wandmalereinen
Erwähnt wurde bereits die überaus farbenprächtige Bemalung der Kirche. Wirkt sie schon auf uns beeindruckend, so wird doch insbesondere auf den mittelalterlichen Kirchenbesucher schlicht erhebend gewirkt haben. In ihrer reichen Symbolik wird sie ihm aber gleichzeitig in dem Verstehen der christlichen Botschaft geholfen haben. Beispielhaft soll hier nur die Darstellung über dem Torbogen näher betrachtet werden, die dem Kirchenbesucher damals wie heute als erstes ins Auge fällt. „Die Malerei über dem Bogen zum Altarraum gehört zu den ältesten Malereien hier in der Kirche und stammt noch aus dem 13. Jahrhundert, dem Jahrhundert, in dem sie auch erbaut wurde. Im Zuge der Renovierung von 1899/1900 wurden sie unter der weißen Wandfarbe wiederentdeckt, freigelegt, restauriert und teilweise ergänzt… Es ist sicher die am größten dargestellte Figur in der Mitte, die uns als erstes ins Auge springt. Es ist Jesus Christus. Er sitzt auf einem Thron. Drei Stufen führen zu dem rund gearbeiteten, goldfarbenen Thron, auf dem Christus Platz genommen hat. Hinter ihm steht, auch in Gold gehalten, so etwas wie ein Schloss oder ein großes Kloster, verziert mit Säulen, Spitzbögen und zwei kleinen Türmchen. Sehen wir uns Jesus selbst an, so bemerken wir seine besondere Gestik. Jesu Körperhaltung ist aufrecht. Seine Hände hält er ausgebreitet zum Segen. Der Blick ist offen und gerade heraus dem Betrachter zugewandt. Von Händen und Füßen fließt aus den Kreuzigungswunden etwas, das eher wie Wasser als wie das erwartete Blut aussieht. Sein Gewand ist himmelsblau und erdbraun, am Kragen ist es vornehm verziert. Zwei Schwerter sind auf Kopfhöhe abgebildet. Sie kreuzen sich hinter ihm in Mundhöhe. Ein goldfarbener Heiligenschein umgibt sein Haupt, in ihn ist das Kreuzeszeichen eingearbeitet. Dieses Bild steckt voller traditioneller Symbolik des alten Christentums: Nach der Offenbarung des Johannes thront der auferstandene Jesus Christus am Ende der Tage als Weltenrichter im Himmel. Die drei Stufen zum Thron sind ein Hinweis auf den dreieinigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, der hier uns Menschen in Christus begegnet. Christus, in den Farben von Himmel und Erde gekleidet, ist ganz Mensch und ganz Gott. Er repräsentiert die Macht über Himmel und Erde…“ ( )
Die Kirchenfenster
Die Kirchenfenster der Kirche wurde in den Jahren 2003/04 aufwendig restauriert, wobei ein Großteil der Kosten durch Spendenaktionen des Kirchenfördervereins aufgebracht wurde. Auch ihre Bemalung ist voller Symbolik, der sich Pastor Wolfgang Runge in einigen Predigten gewidmet hat. Hier die Beschreibung zweier Fenster im Altarraum: „Die klaren Scheiben im Kirchenschiff lassen das Tageslicht heller in die Kirche als vorher. Und wunderschöne Kirchenfenster haben wir hier in unserem Altarraum… Farbenfroh sind sie, farbenfroh wie unsere ganze Kirche. Es handelt sich um eine Bleiverglasung. Wie ein Mosaik bilden die verschieden geformten kleinen Scheibenstücke jeweils ein ganzes Bild…. Jedes Fenster zeigt eine große Person umgeben von vielfältigen Verzierungen in Blattform oder als architektonische Säulenteile…. Links sehen wir Petrus. Ihm ist als ein Symbol ein übergroßer Schlüssel zugeordnet: In Schulterhöhe sehen wir seinen Namen: „St. Petrus“ steht da zu lesen. Und rechts daneben sehen wir den Apostel Paulus abgebildet, zu erkennen an dem Schwert, das er traditionell bei sich trägt. Der Schriftzug „St. Paulus“ um seine Schultern Benennt ihn eindeutig als den berühmten Apostel. Petrus und Paulus gehören zu den ersten Christen. Petrus war ein Jünger Jesu und später die führende Person in der ersten urchristlichen Gemeinde in Jerusalem. Paulus hat den irdischen Jesus persönlich nicht mehr gekannt. Um das Jahr 50 n. Chr. ist er erst Christ geworden… Die Schriftzüge, die sich auf den beiden Fenstern finden, sind einigermaßen schwer zu entziffern. Zu Füßen des Paulus steht: „Imitatores mei estote!“ Auf deutsch heißt das: „Seid meine Nachfolger.“… (Petrus und Paulus) mussten sich erst zusammenraufen, war Petrus doch zunächst der Meinung, der neue christliche Glaube sei nur etwas für Juden. Doch Paulus überzeugte ihn schließlich davon, das Jesus für alle Menschen da ist, nicht nur für die Juden. So wurde durch die Einigung der beiden Grundstein gelegt für das Christentum als Weltreligion… Jesus zu Simon: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ So hält Petrus hier also den Schlüssel zum Himmelreich in der Hand… (Paulus) spitze Feder und scharfer Verstand brachte ihm schließlich das Symbol des Schwertes ein.
Petrus, in türkis und gold gewandet, trägt verglichen mit Paulus schon schütteres, weißes Haar und einen kurzen, ebenfalls ergrauten Bart. Es ist, als wenn man seinem Gesicht seine bewegte Geschichte ansieht. Er, der so gar kein Held war, sondern voller menschlicher Fehler und Schwächen, er ist zum Vorbild unseres Glaubens geworden, zum Fels, auf den Christus seine Kirche gebaut hat, denn so vergibt Gott auch uns unsere Fehler und Schwächen. Und diese Botschaft von der Vergebung Gottes ist damit zum Kern des christlichen Glaubens überhaupt geworden. Jeweils im oberen Teil der Fenster ist das Ende der beiden dargestellt. Nach der Legende ist Paulus in Rom geköpft worden. Wir sehen, wie der Henker die Schärfe seines Schwertes prüft. Und Petrus ist, ebenfalls nach einer außerbiblischen Legende, in Rom kopfüber gekreuzigt worden. Diese Haltung sollte die Tortur noch verstärk…“
Einen 3-D-Rundgang durch die Kirche kann man hier machen.
Literatur zur Kirchengeschichte: