
Der 30-jährige Krieg: 30 Jahre Mord und Totschlag
Durch die Reformation 1517, die in der beschriebenen Weise auch Berkenthin erfasste, hatte sich Deutschland in ein katholisches und ein protestantisches Lager gespalten. Beide Lager standen sich aber nicht nur wegen der konfessionellen Gegensätze, sondern aus machtpolitschen Gründen zunehmend feindlich gegenüber. Im Jahr 1618 entbrannte durch einen relativ harmlosen Zwischenfall, den sogenannten „Prager Fenstersturz“ ein europäischer Konflikt, der zu einem Dreißigjährigen Krieg werden sollte. Die Leidtragenden dieses langjährigen Konfliktes waren hauptsächlich die Bauern und kleinen Leute. Als der Krieg schließlich mit dem Westfälischen Frieden beendet wurde, waren ganze Landstriche verwüstet und nach heutigen Schätzungen etwa 6 Millionen von damals etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland ums Leben gekommen.

Der 30-jährige Krieg war 1625 mit Mord und Totschlag, mit Verwüstungen, Plünderungen und Brandschatzungen auch in das Lauenburgische hineingeschwappt. Der regierende Herzog August hatte zwar versucht, Neutralität in diesem Glaubenskonflikt zu wahren, seine Söhne hatten sich sogar als Feldherren in beiden Lagern verdingt. Dennoch hatte das Herzogtum verschiede Truppendurchzüge und Einquartierungen zu erdulden. Schon im November 1620 floh der sogenannte Winterkönig Friedrich von der Pfalz nach seiner Niederlage am Weißen Berg bei Prag nach Lübeck, wobei er an einem kalten Wintertag am 22. Februar 1621 auch Berkenthin mit seinem Gefolge durchquerte.
1625/26 erfolgten Truppendurchzüge, als die protestantischen Truppen unter Führung des dänischen Königs nach Norden flohen. Mit dem Lübecker Frieden von 1629 kehrte vorrübergehend Ruhe ins Land.
Aber auch der sogenannte Schwedische, oder Schwedisch-Französische Krieg von 1630 bis 1648 machte wieder nicht vor Lauenburg halt, obwohl das Herzogtum, im Gegensatz zu den benachbarten Herzogtümern Mecklenburg und Holsteinauch, in diesen Krieg nicht verwickelt war. Lauenburg war eher soetwas wie ein gefüllter Kühlschrank in einer Junggesellen WG. Da eben gerade nicht direkt vom Krieg betroffen, gab es hier überall noch was zu holen. Söldnerheere mussten ernährt werden und was war bessere geignet als Bauernhöfe mit gefüllten Ställen, Scheunen und Böden.
Weitere Truppendurchzüge mit den einhergehenden Einquartierungen und Plünderungen erfolgten dann in den Jahren 1634 bis 39, 1643 und 45, jetzt vor allem durch schwedische Truppen. Insgesamt kamen die Städte jeweils glimpflich davon, aber vor allem die Dörfer, wo sich die Truppen bequem verpflegen konnten, erlitten große Schäden.
Bürger und Bauern wurden mit Kriegssteuern, Requisitionen und Einquartierungslasten bedrückt. Am schlimmsten aber trieb es das Gesindel, das den Heeren plündernd und raubend nachfolgte: versprengte Abteilungen, Deserteure und allerhand Schnapphähne (Straßenräuber). Selbst das Raubritterwesen lebte damals gelegentlich wieder auf. Neben aller Zerstörung, Not und Elend berichten die Chronisten dieser Zeit von einer allgemeinen Verrohung der Sitten. Später resümierte Pastor Lüders in der Berkenthiner Kirchenchronik zutreffend: „Fanatismus, der Habsucht der Emporkömmlinge und der viehischen Gier der Soldaten wurde auf das Volk angesetzt. Von Haus und Hof vertrieben oder in ewiger Angst vor den Soldaten, ohne allen Unterricht, was bleib den nur diesem Geschlecht anderes übrig, als feige Niederträchtigkeit und jene schändliche Sittenlosigkeit, wie von den Soldaten gelernt? Was Gott sie gewiesen, es galt nicht mehr….

Die Quellenlage für diese Zeit ist für Berkenthin relativ dünn. Die Groß Berkenthiner Bauern waren seit Ende des 16. Jahrhunderts zum Hof Anker zwangsverpflichtet, hatten also ihre Hand- und Spanndienste dorthin zu leisten. Während aus einigen Nachbarorten ausführliche Berichte über die Kriegsgräuel selbst vorliegen, lassen sich die Folgen des Krieges für unseren Ort nur indirekt erschließen. Der Hof Anker wurde 1637 von den Kaiserlichen geplündert, hatte zwischen 1637 und 1638 über 15 Wochern unter schwedischen Einquartierungen des Oberst Wilhelm von Heyken (* ca. 1600; † 1644) zu leiden, und wurde mehrfach 1638/39 von marodierenden Söldnern beraubt. Dies wird auch ähnlich Berkenthin betroffen haben, wobei die Soldaten sicherlich keine Rücksicht auf die politischen Gegebenheiten vor Ort nahmen.
So klagte 1638 der Pächter des Hofes Anker, Peter Clauß, dass er am 25. August 1637 „in der Nacht von 200 Reutern überfallen worden, welche alles zerhauen, fast tyrannisch umgangen, einen von den auf dem Hofe vorhandenen Arbeitern erschossen, mich nackend ausgezogen, daß ich ährlich mit dem Leben davongekommen, mein Weib und Kinder in den Morast sich verkriechen (haben) müssen.“ Bauern wurden ausgeplündert, Hunderte von Pferden und Kühen wurden gewaltsam genommen. 1639 berichtet er nochmals:
Puncta Worauf die Sämbtliche Unterthanen des Hoeffes Anckher [ zu denen auch die Gr. Berkenthiner gehörten] zubefragen,
1. Ob nicht wahr, das ich meinen besten fleiß, so viel mir mensch undt müglich gewesen, bey diesem Hoeffe habe angewandt, darzu auch die Soldatesque undt deren Einquartierung, das es geschehen konnen, abgewandt, undt, so lang ich immer konnen, stets bey dem hoeffe verbleiben.
2. Ob nicht wahr, das dieser Hoeff zue Unterschiedlichen mahlen außgeraubet, Pferde und andere Sachen mir weggenommen, Ich nackend außgezogen undt also davon gehen müßen,
3. Ob nicht wahr, das ich schon 5 U[hr] auff meinem bette gelegen, als die Reuter ankommen: undt ob nicht der Krüger zu mir mit der Büchsen auff den Hoeff gelauffen kommen, das die Reuter ihrer zween, so ich davon gesehen, dem bawern Kippen [dieser ist der Ankersche Bauernvogt] wollen seine Pferde nehmen, worüber Sie bey dem krüger ein groß geschrey gemacht, darüber ich auch heraußkommen, undt zum [ab]schrecken mein Rohr [Gewehr] gelöset, das also die Reuter davon geritten, undt den bawern die Pferde gelaßen,
4. Ob nicht wahr, wie wir hernach erfahren, das der Reuter viel gewesen, auch zu Unterschiedlichen mahlen auff Behlendorff angesetzet, und selbiges außplündern wollen, von den Bawern aber undt den Lübeckischen Soldaten, wieder abgetrieben worden, das Sie also nichts ausrichten können, ohne das Sie dem Pastoren daselbst seine Pferde genommen,
5. Ob nicht selbige Reuter nach dem Sie zu Behlendorff nichts ausrichten konnen, in der nacht umb 1 Uhr wieder zurücke, undt auff Ancker zugangen, daselbst die gantze nacht, biß die Sonne auffgangen, logiret, das Korn vertretten, undt alles was Sie bekommen, an Pferden und Mobilien mit sich genommen.
6. Ob nicht wahr, das mir unterschiedlichen mahlen von den umbliegenden Reutern undt Soldaten Schaffe Schweine, Lämmer, Enten undt Hüner weggenommen, undt ob ich nicht allemahl, wan derogleichen abnahmen geschehen, Ihnen an die Örter dahin das Viehe getrieben worden, da es müglich gewesen, gefolget, undt das Viehe wiedergeholet, undt mir nicht verdrießen laßen
7. Ob nicht wahr, das mit I.F.G. [Ihre fürstliche Gnaden] Vieh undt Schaffen ich nichts woll, als meinen eigenen, zu Unterschiedenen mahlen in Holstein undt andern Orten habe auffhalten, undt also hinter landes mit großer Unkost treiben laßen müßen, da aber das das Korn auff dem felde von den Reutern abgehütet worden undt abgemehet worden, wie solches nämiglich, auch I.F.G. theils selber bewüst.
8. Ob nicht wahr, das so wohl I.F.G. als mein eigen Rindt undt Schaff Viehe von den Reutern mir abgenommen worden, darunter das Schaffvieh den mehrern theil mein eigen gewesen, wie dem Schäffer gleichfals wißend, undt ob mir nicht ein solch Unglück zuverhüten oder abzuwenden unmüglich gewesen,
(LASH Abt. 210 Nr. 3454)
Daneben berichten uns die Quellen von eher harmlosen Begebenheiten aus Berkenthin, was aber nicht besagen soll, dass der Ort nicht auch wie viele andere viel schwerer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ende 1632 lieferte der Berkenthiner Schleusenmeister Hartwig Meyer 2 Tonnen Bier nach Göldenitz für die dort einquartierten Soldaten des Herrn Oberst von Plessen (Daniel von Plessen *1606, † 1672).
Im April 1635 sind in Klein Berkenthin Truppen des schwedischen Oberst Jacob von Boy (*?, † nach 1639; um 1630/31 erzstiftisch-magdeburgischer Obrist; danach schwedischer Obristleutnant und Obrist (1634-1638)) einquartiert, worüber sich der Gutsherr Hartwig von Parkenthin beim Herzog beschwert (LASH Abt. 210 Nr. 2970).
Der damalige Pastor Peter Hundt hatte sein Korn 1636 beim Herranrücken der Schweden zur Sicherheit bei Hinrich Wilms in Klein Berkenthin versteckt. Wilms war lübscher Untertan und galt deshalb als vor Überfällen sicher, denn die Lübecker hatten Schutzzahlungen an die Schweden geleistet. Die Schweden brachen aber trotzdem bei ihm ein, plünderten das Haus und raubten den Roggen. Wilms konnte immerhin einige Tage später einen Teil der Säcke wieder zurückkaufen und verschiffte diese für gutes Geld nach Lübeck. Dadurch bekam er allerdings Ärger mit dem Pastor, der natürlich sein Korn wieder haben wolle. Zur Strafe verweigerte Pastor Hundt ihm zwei Jahre lang das Abendmahl.
1644 wurde ein schwedischer Rittmeister von Jacob Reimers in Groß Berkenthin erschlagen. Daraufhin wurde dieser in Lübeck ins Gefängnis geworfen. (AHL Urfehden Nr. 1257). Leider wissen wir nichts mehr über diesen Fall. Reimers könnte der Sohn des 1614 genannten Berkenthiner Hufners Hans Reimers gewesen sein.
Ähnlich betroffen war auch das benachbarte Rondeshagen. Hier berichtete der Gutsherr Gotthard von Tode d.J. (*1633; † 1697) 1666 an die Lübecker Kämmerei „einmal zu schwedischer Satisfaction etwas hergeschossen worden …“ und 1667 : „besonders das unsrige oftermals bis auf den eußersten ruin im Kriegeswesen eingebüsset“.
Ende April 1638 war die kaiserliche Reiterei des Obristen Graf von Puchheim auf dem Krummesser Gut einquartiert und hatte dort beträchtliche Verwüstungen angerichtet.
So waren in Groß Berkenthin nach Einwirkung des Krieges und der Pest von den vorher neun Hufnern 1639 nur noch 5 übrig, die abgabenmäßig zur Kasse gebeten werden konnten. Der Bauer Hans Wiese war 1629 so arm, das er seine Hofstelle an den Ankerschen Amtsschreiber Hans Philip Capito verkaufen musste. Über den Hufner Claus Gebert heißt es 1652 „war so armsehlig weill selbiger ein neu Hauß gebeuret„. Zum Hufner Max Vicke heißt es „mit dem selben ist es schlecht bestellet„. Auch stand es nicht besser um den Hufner Magnus Wulf „mit dem selbigem ist es leider nicht besser und ein zerbrochen Hause„. Die Bauernvogtstelle mußte mit Heinrich Hund neu besetzt werden, wobei der damalgie Pastor Peter Hund und sein Bruder der Amtmann Andreas Hund sicherlich ihren Einfluss geltend gemacht hatten. Auch den Klein Berkenthiner Bauern erging es nicht besser. In einer „Specifikation“ von 1660 gab der damalige Gutsherr Hartwig von Parkentin zum Zecher [*1578; † 1642] an: „Parkentin: 4 besetzte „Baustedte“, 1 besetzter Kossat. 1 unbesetzte „Baustedte“. Die Untertanen sind vom Kriege „sehr verdorben und beij letzter Kriegs Unruhe mehrenteils umb all Ihr Vieh gebracht worden“.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit den fremden Söldnern ab 1625 wiederholt Pest- und Pockenepidemien ins Land kamen, die oft genug mehr Opfer als die eigentlichen Kriegshandlungen forderten. So wurde bei der letzten Pest 1638/39 bspw. fast die ganze Bevölkerung Duvensees und Hollenbecks dahingerafft, wie viele Opfer es in Berkenthin gab wissen wir nicht, aber die Pest war 1639 auch hier (s. Bericht H. v. Parkenthin).
Ein weiterer Blick in die direkte Umgebung mag einen Eindruck davon vermitteln, wie mit Sicherheit auch unser Ort von der Kriegsfurie heimgesucht wurde. Der Nusser Pastor Jacob Köster berichtete von einem Überfall der Mannsfeldischen Soldaten 1625 auf das Gut Ritzerau: Die Soldaten „haben all ehren Muthwillen daran geübet, die Unterthanen …fast um all das ihre gebracht, bis sie endlich den 14. Februarii 1626 …wiederum davon zogen. Gott bewahr uns vor solche Gäste in Gnaden ferner.“
1627 fielen die Kroaten des Generals Tilly mit über tausend Mann „mit Macht“ in Nusse ein und plünderten, was nicht Niet und Nagelfest war. U.a. wurde die Kirche aufgebrochen und ausgeraubt. Aber auch im benachbarten Siebenbäumen wurde alles geraubt. Der dortige Pastor Petrus Damerovius (1616-1665) berichtet 1629, dass die Soldaten 1627 die Kirchenkühe, den Kelch und einen weiteren Kelch aus Zinn gestohlen hätten. Unter den Ausgaben im Kirchenrechnungsbuch findet sich dann noch ein Posten „für fenstern, so das kriegesvolck ausgeschlagen in der kirchen und der küsterei“. Die ausgeschlagenen Fenster waren nun nicht eine Tat sinnloser Zerstörungswut, sondern hatten auch einen zweckdienlichen Hintergrund. Dazu ein Reim aus dieser Zeit:
De Sweed is kamm,
Hett all’ns wegnahm;
Hett de Finstern in smeten
Un dat Blie rut räten;
Hett da Kugeln ut gaten
Un hett all’ns verschaten

Das Jahr 1628 galt als Jahr ohne Sommer und bildete den Tiefpunkt der kleinen Eiszeit am Beginn des 17. Jahrhunderts. Schon Mitte September wurde es empfindlich Kalt und im Oktober brach schon der Winter mit Schnee ein. Mit dem Lübecker Frieden von 1629 war zwar vorübergehend wieder Ruhe ins Land gekehrt, aber durch den schlechten vorangegangenen Sommer fehlte es überall an Lebensmitteln bzw. waren diese kaum noch bezahlbar.

Unser Kriminalfall beginnt am Dienstag Abend den 8. Januar 1630 in der Mühlenstraße in Lübeck. Vater und Sohn Asmus Soltau, beide mit gleichem Namen, aus Groß Berkenthin, hatten eine Wagenfuhre von Lübeck nach Hamburg angenommen. Wagenfuhren waren zu jener Zeit ein übliches Zubrot für die großen Bauern an der Heerstraße zwischen Lübeck und Hamburg. Zudem waren die Zeiten schlecht und jeder Taler war willkommen, um dass kärgliche Leben erträglicher zu machen. Asmus Soltau junior wurde am Mühlentor von einem 22-jährigen Mahlergesellen, namens Lorenz Köhler angesprochen. Dieser hatte wohl mitbekommen, dass die Soltaus auf dem Weg nach Hamburg waren und bat darum sie zu begleiten, und seinen Wertsack vorn mit auf den Wagen legen zu dürfen. Diese kleine Gefälligkeit sollte dann auch nicht zum Schaden der Soltaus sein und er versprach ihnen ein angemeßenes Biergeld in Hamburg als Lohn.
Da es schon spät am Tag war kamen sie nur bis Berkenthin und übernachteten auf Soltaus Hof. Am nächsten Tag ging es weiter über Göldenitz und Nusse nach Witzhave, wo man die nächste Nacht verbrachte.

rot markiert das Steintor

Am Dritten Tag fuhren sie über Glinde weiter nach Hamburg. Sie passierten das alte Steintor und bogen in die Steinstraße ab. Hier wollte sich nun der Geselle von ihnen verabschieden und verlangte nach seinem Wertsack. Doch dieser war verschwunden. Auch nach langem Suchen und gegenseitigen Beschuldigungen fand sich dieser nicht wieder an. So beschloß der Mahlergeselle die beiden Soltaus wegen Diebstahl bei der Wette (Polizei) anzuzeigen. Die Wetteherren nahmen die beiden Soltaus gefangen und der Richter entschied drei Tage später, dass die Soltaus dem Mahlergesellen 24 Reichstaler erstatten sollten. Sie wurden wieder frei gelassen und bekamen einen Zettel zur Einlösung der Schuld für die Lübecker Wette mit.
So machten sich die Soltaus wieder auf den Rückweg nach Berkenthin. 24 Reichstaler waren eine ungeheure Summe und Soltau junior erklärte seinem Vater, dass sie die Summe unmöglich aufbringen könnten, es sei denn, sie würden die beiden Ochsen aus dem Stall verkaufen. Besser wäre es aber wohl den Mahlergesellen einfach zu erschlagen. Darauf nahm Soltau senior ein Beil vom Wagen und drückte es seinem Sohn in die Hand. Dieser erwiederte, er könne dies nicht tun, um seiner Zukunft willen. Doch der alte Soltau wollte dies nicht gelten lassen und drohte damit, wenn er es nicht tun würde, wäre er nimmer mehr sein Sohn.
In Glinde stieß dann auch wieder der Mahlergeselle zu Ihnen, der wohl mit seiner Begleitung sicherstellen wollte, dass die Soltaus den Zettel tatsächlich auch in Lübeck einlösen würden. Falls sie dies nicht täten, drohte er ihnen damit ihr Haus anzustecken.
Ein paar Dörfer weiter in Kötel trafen sie dann Soltaus Schwager Hans Sedemunt aus Kählstorf. Sedemunt war Knecht auf Soltaus Hof in Berkenthin und hatte den Auftrag zwei frische Pferde zum wechseln ihnen entgegen zu bingen. Der alte Soltau erzählte seinem Schwiegersohn gleich die ganze Geschichte und bot ihm einen Reichstaler, wenn er den Mahlergesellen erschlagen würde. So fuhren sie in Begleitung des Mahlergesellen nun weiter bis Berkenthin.
Dort abends angekommen machte ihnen die alte Soltau erstmal ein kräftiges Mahl, damit sich alle wieder aufwärmten, und bei dem wohl auch das eine oder andere Bier geflossen sein wird. Unter fadenscheinigen Gründen lockten dann der Sedemund und Vater und Sohn Soltau den Mahlergesellen aus dem Haus und machten einen Spaziergang an der Stecknitz bis nach Hollenbek. Es war eine kalte sternenklare Nacht, und der Mond schien hell. Am Schwartberge angelangt, holte Sedemund in einem unbeobachteten Moment sein Beil aus der Tasche und schlug hinterrücks auf den Mahlergesellen ein.
(5711)

hierzu s.a. Höfefolge Hufe 3
Weniger glimpflich verlief ein Vorfall für den Hauptakteur eines Raubüberfalls auf der Landstraße von Krummesse nach Berkenthin im Jahre 1631. Dahinter steckte ein gewisser Cuno von Hoffmann, verheiratet mit Emerentia von Calben und somit ein Schwiegersohn des in Lübeck hoch angesehenen Lorenz von Calben auf Mori. Dieser in Kriegsangelegenheiten erfahrene Mann, wir befinden uns ja schließlich mitten im 30-jährigen Krieg, hatte im Januar 1631 des Nachts lübsche Kaufleute mit etlichen Reitern überfallen, die Kaufleute verprügelt, verletzt und ihnen Waren im Wert von 70 Reichstalern abgenommen. Die Kaufleute klagten vorm Lübecker Rat, besonders brisant, da doch die von Calben auch Ratsangehörige waren. Trotz Intervention der Familie wurde Hoffmann zum Tode verurteilt. Er wurde am 1. Mai 1632 im Marstall um 4 Uhr morgens mit dem Schwert hingerichtet.
Hans Hack geb. etwa 1610, gest. 23.12.1665 – ein Lebensbild (s.a. Höfe)
Bis in die Zeit des 30jährigen Krieges lässt sich die Geschichte der alten Berkenthiner Familie Hack zurückverfolgen, die uns durch die folgenden Jahrhunderte begleiten wird. Die Kenntnis über diese alte Familie verdanken wir der Arbeit Peter Jürs´: Chronik der Familie Hack. Und zwar wird um das Jahr 1640 erstmals ein gewisser Hans Hack als Besitzer der Hufe h in Groß Berkenthin aktenkundig. Er wurde um 1610 geboren und starb am 23.12.1665 in Berkenthin. Woher er kam, lässt sich nur vermuten. Aber möglicherweise stammte er von außerhalb und hat die Stelle entweder gekauft oder sich eingeheiratet. Zwar tauchte schon im Steuerregister von 1557 ein Hans Hack auf, aus der Höhe seine Abgaben (2 Schillinge) lässt sich aber schließen, dass er kein Hufner, sondern ein Kätner gewesen sein dürfte. Weitere Informationen haben wir über ihn nicht. Ob ein Zusammenhang zu dem späteren Hans Hack besteht, ist völlig unklar. Zumindest übernahm dieser Hans Hack mitten im Dreißigjährigen Krieg die alte Hufe h an der heutigen Ratzeburger Straße in Groß Berkenthin, die sich bis in die Gegenwart im Besitz der Familie befindet. Vorher wurden u.a. ein Petter Dohrendorf und ein Lutke Ko(e)p als Besitzer dieser Stelle genannt. Von Hans Hack weiß man, dass er 1640 für den Wiederaufbau des Berkenthiner Pfarrhauses 2 Mark beigetragen hat, später dann noch einmal 3 Mark. Offensichtlich war dieses zuvor abgebrannt, vielleicht im Zuge der Kriegsgeschehnisse. Auch ist gesichert, dass er den Krieg und die Pest überlebt hat, denn aus dem Steuerregister des Herzogs von 1648 geht hervor, dass er „das seinige auch noch bißhero entrichtet (hatte).“
Aus dem Jahr 1659 liegen dann wieder genaue Angaben über die Bauern in Groß Berkenthin vor, so auch über unseren Hans Hack. Nach dem Ratzeburger Urbarbuch besaß er damals eine ganze Hufe, zahlte jährlich 1 Reichstaler 15 Schillinge Pacht und eben so viel Ablager, 18 Schillinge Ochsengeld und gab außerdem 16 Scheffel Hafer, 1 Schneidelschwein, 1 Gans, 2 Hühner, 10 Eier, 2 Pfund Flachs, 4 Pfund Gespinst, diente jährlich 156 Tage mit dem Gespann und stellte 1 Pferd in der Musterung. Es lässt sich ermessen, dass unter dieser hohen Abgabenlast nur ein ärmliches, hartes und arbeitsreiches Leben fristen ließ. Besonders die 156 Tage Gespanndienste dürften ihn besonders gedrückt haben, zumal daneben noch die eigene Hufe bewirtschaftet werden musste.
weiter s. Lauenburgischer Erbfolgestreit – Ein Lebensbild III
Eckardt Opitz (Hrsg.): Herzogtum Lauenburg: das Land und seine Geschichte. Ein Handbuch. Neumünster 2003
Peters Jürs: Chronik der Familie Hack, unveröffentlichtes Manuskrip
Guido Weinberger: http://www.kastorfer-geschichte.de/31.html
Die Lübeckischen Landgüter, von Dr. C. Wehrmann, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde Bd. 7, Seite 151ff.
Kirchenchronik Berkenthin
AHL ASA interna Nr. 19534 „Raubtat und Hinrichtung des David Cuno von Hoffmann, Schwiegersohns des Lorenz von Kalven auf Mori