Neuer Friedhof und Ehrenmal

Kapelle

Der neue Friedhof

Über Jahrhunderte hinweg lag der Friedhof der Kirchengemeinde in und um die Kirche und noch heute erinnern einzelne Kreuze an diese Begräbnisstätte. Inzwischen war der Platz aber für die große  Gemeinde – sie umfasste inzwischen über 1.700 Seelen – zu klein geworden, und so beschloss der Kirchenvorstand unter der Leitung des damaligen Pastors Heinrich Christoph Friedrich Harmsens am 26. September 1884 die Einrichtung einer neuen Begräbnisstätte. Dazu wurde von dem Halbhufner Johann Hamester ein 65 ar 95 qm großes Feld in Klein Berkentin erworben. Nachdem Pastor Harmsen wenige Monate später, nämlich am 25. Februar 1885 gestorben war, beschloss der Kirchenvorstand jetzt unter der Leitung des vertretenden Pastors Vicarius Hinsch aus Krummesse am 2. Mai 1885 auf dem neuen Friedhof zusätzlich eine Kapelle zu erreichten. Mit der Planung wurde der Maurermeister und Ziegelleibesitzer August Bartels aus Ratzeburg beauftragt. Dessen Entwurf fand denn auch den Beifall des Kirchenvorstandes und schließlich auch die Genehmigung des Kreisausschusses als Patronat unter dem Vorsitz des  damaligen Landrats Dolenga-Kozierowski, so dass schließlich am 28. Juni 1886 der Auftrag zum Bau der Kapelle erteilt werden konnte. Bereits wenige Tage zuvor, am 3. Juni, dem Himmelfahrtstag des Jahres war der neue Friedhof unter großer Anteilnahme der ganzen Bevölkerung von dem neuen Pastor Lüders feierlich geweiht worden. Dann am  26. September des Jahres erfolgte wiederum unter großer Teilnahme der Gemeinde die Grundsteinlegung für die neue Kapelle.

Unter dem Leitwort „Soli Deo Gloria!“ [Ehre sei Gott allein] begann Pastor Lüders seine feierliche Ansprache mit den Worten: „Heute am sechsundzwanzigsten September des Jahres achtzehnhundertsechsundachtzig nach Christi Geburt, dem 14. Sonntage nach Trinitatis, ist die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Groß Berkenthin zu der die lauenburgischen Dörfer Groß Berkenthin, Göldenitz mit Fliegenberg und Brückenhagen, Niendorf, Kählstorf, Klempau, Rondeshagen mit Drögenmühle und die Lübschen Dörfer Sirksrade und Düchelsdorf, die Güter Rondeshagen und Groß Weeden und der Meierhof Klein Weeden gehören und welche 1.722 Seelen enthält, zahlreich versammelt, um der feierlichen Grundsteinlegung einer Kapelle auf dem neuen Friedhof beizuwohnen…..“

Bereits ein Jahr später konnte dann die neue Kapelle termin- und fristgerecht ihrer Bestimmung übergeben werden, die Baukosten betrugen 4.500 Mark und lagen damit exakt bei der vorher veranschlagten Bausumme. 

Friedhofskapelle 1930er (Fotoalbum H. Schwarz)
Kapelle neuer Friedhof
H. Schwarz bei der Arbeit
Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, eingeweiht 1923(Gr. Berkenthin und Kählstorf)

Mehr zu den Gefallenen hier.

 
Das Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege

Das Ehrenmal von 1922

In den Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde in der Bevölkerung der Wunsch laut, einen Ehrenmal zum Andenken an die Gefallenen des Krieges zu errichten. Pastor Hoeck lud daraufhin im Frühjahr 1922 zu einer Versammlung in Meyers  Gasthof ein, auf der man sich auf die Errichtung eines solchen Ehrenmals auf dem alten Friedhof neben der Kirche einigte.  Die nähere Planung wurde einer gewählten Kommission übergeben, die schließlich die Firma Ludwig Bruhn aus Lübeck mit dem Bau beauftragen konnte.   Das Denkmal selbst wurde in Granitstein ausgeführt, wobei auf Platten  nach Dörfern geordnet die Namen der im Krieg 1914 – 18  Gefallenen des Kirchspiels eingraviert wurden. Die Kosten beliefen sich in der damaligen Inflationszeit auf insgesamt 125.000 Mark, die ausschließlich durch freiwillige Sammlungen aufgebracht wurden. Die Einweihung des Denkmals fand am 11. Februar 1923 unter großer Beteiligung der ganzen Bevölkerung statt.

Das Ehrenmal von 1956

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Gemeinde entsprechend das Bestreben, auch den in diesem Krieg Gefallenen ein würdiges Denkmal zu setzen. Der direkte Anstoß für dieses Vorhaben bildete aber für Pastor Wallroth nach seinen eigenen Worten die unwürdige Bestattung der in den letzten Kriegstagen in der Umgebung von Berkenthin gefallenen bzw. tödlich verunfallten drei Soldaten auf dem Friedhof. Zehn Jahre nach Kriegsende fanden sich dort noch drei einfache Holzkreuze mit inzwischen verrosteten Stahlhelmen. Die Identität zweier Soldaten hatte geklärt werden können, während Name und Identität eines dritten mit offensichtlich ukrainischer Herkunft im Dunkeln blieben. In einer Zeit, in der auch in anderen Orten Ehrenmäler für die Kriegsopfer errichtet wurden, war dieser beschämende Zustand für Pastor Wallroth Grund genug, bei den politischen Gemeinden des Kirchspiels für die Errichtung einer solchen Gedenkstätte für die Gefallenen der Kirchengemeinde Berkenthin zu werben. Alle betroffenen Dörfer erklärten sich denn auch sofort bereit, anteilig die Kosten für ein solches Projekt zu übernehmen. 

Karlheiz Goedtke

Für die Ausführung  konnte der namhafte Möllern Bildhauer Karlheinz Goedtke, u.a. Schöpfer des Eulenspiegelbrunnens in Mölln und des Rufers in Lauenburg,  gewonnen werden. Er gestaltete das Mahnmal  im harmonischen Gleichklang mit der Kirche, indem er handgestrichene rote Ziegel im Format der alten Klostersteine verwendete. Der Mahnspruch „Gedenket der Zeit, da ihr heimgesucht wurdet“, in Ton gebrannt, bildet den Mittelpunkt der Anlage. Alle Ortschaften der Kirchengemeinde widmeten ihren Toten die gleichen in Ton gebrannten Tafeln mit der gleichen Inschrift: „Den Gefallenen von Groß Berkenthin“, „… von Klein Berkenthin“ usw.  Die vier großen Kreuze auf dem Mauerwerk wurden von Goedtke von Hand modelliert und von einem Hamburger Spezialunternehmen in harten Ton gebrannt. Sie tragen die Aufschriften „auf dem Lande“, „zu Wasser“, „in der Luft“ und „auf der Vertreibung“. 

Gleichzeitig wurde eine Möllner Gartenarchitektin mit der gärtnerischen Gestaltung des Umfeldes beauftragt, die die großzügige Neuanpflanzung von Sträuchern, Thuja und Rosen veranlasste, die heute noch das Denkmal einbetten. Und sogar an die Anlage eines Parkplatzes wurde gedacht.

Ehrenmahl Berkenthin (Fotoalbum H. Schwarz)

Am Volkstrauertag 1956 fand die feierliche Weihe des Ehrenmals unter Teilnahme vieler Ehrengäste, der Planer und Gestalter sowie der Vereine des Ortes statt. Der Posaunenchor spielte und der Schulchor intonierte „Dona nobis pacem!“ (Gib uns Frieden!), während der Kreispräsident Drevs die Weihrede hielt. Als Vertreter der beteiligten politischen Gemeinden übergab Amtmann Otto Jürs aus Göldenitz die Pflegschaft der Anlage in die Hände der Kirchengemeinde Berkenthin.

Die Zeitläufe wollten es, dass gerade zu der Zeit, als man auch in Berkenthin mahnend der Opfer des letzten Krieges zu gedenken begann, sich der nächste große Konflikt anbahnte. Der „Kalte Krieg“ hielt die Welt in Atem, und so rief denn Pastor Wallroth in seiner Ansprache statt zugedachter Kränze für das Ehrenmal zu Spenden für die „Ungarnhilfe“ auf. Wenige Monate vorher war der Volksaufstand in Budapest von der sowjetischen Besatzugsmacht gewaltsam niedergeschlagen worden.

Ansicht 2023 (© G. Weinberger)