Namensfindung

Petrus- oder Maria-Magdalenen-Kirche?

In Bezug auf den Namen der Kirche bestand  längere Zeit Uneinigkeit. So schrieb Johann Friedrich  Burmester 1832 in seinen „Beiträge zur Kirchengeschichte des Herzogtums Lauenburg“,  dass die Kirche dem Apostel Petrus „dedicirt“ sei. Allerdings nennt er nicht die Quelle, auf die er sich bezieht. 

Eher ist da Peter Godzik in seiner „Geschichte der nordelbischen Herzogtümer“ zu folgen, dieser schreibt, dass sowohl in Lauenburg (1227) als auch in Berkenthin (1250) eine Maria-Magdalenen-Kirche entsteht. Das Maria-Magdalenen-Patrozinium wird oft mit der Schlacht von Bornhöved 1227 gegen die Dänen in Verbindung gebracht. Die zeitliche Nähe zum Bau der Kirche um 1230 legt den Namen Maria-Magdalenen-Kirche als ursprünglichen Namen nahe. Auch das Burgkloster in Lübeck wurde 1227 als St. Marien-Magdalenen-Klosters der Dominikaner gegründet und geht auf die siegreiche Schlacht Graf Adolfs IV. bei Bornhöved zurück. 

Diese Schlacht fand am 22. Juli statt, dem Maria-Magdalenen-Tag. Graf Adolf hatte, als die Schlacht auf Messers Schneide stand, geschworen, dass er in seinem Machtbereich Maria-Magdalenen-Kirchen bzw. -Klöster im Falle eines Sieges stiften wolle. 

Eine weitere Vermutung zur Namensgebung lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass die Berkenthiner Kirche einer der Stecknitzfahrer-Kirchen (wie auch Krummesse, Witzeeze und Siebeneichen) war. In Berkenthin gab es eine Schleuse und da der Schleusenvorgang oft mehrere Tage dauern konnten, hatten die Stecknitzfahrer hier wohl oder übel einen längeren Aufenthalt, bei dem sie auch den Gottesdienst besuchten. Sie hatten ihr eigenes Kirchengestühl und eine gesonderte Begräbnisstätte auf dem Kirchfriedhof in Berkenthin. Hier begruben sie ihre Toten, und da sie Lübecker Bürger waren, lagen die Rechte an den Grabplatten sogar bis ins Jahr 1907 noch bei der Hansestadt Lübeck. Die Schutzpatronin der Stecknitzfahrer war Maria Magdalena – die Flussschiffer auf den Salzprähmen nannten sich selbst auch die Maria-Magdalenen-Brüderschaft der Stecknitzfahrer. Heute noch finden sich einzelne Grabstätten und Kreuze auf dem alten Kirchfriedhof ( s. Begräbnisplatz der Stecknitzfahrer). In ihrer Stammkirche, dem Lübecker Dom existiert der sogenannte Maria-Magdalenen-Altar aus dem Jahr 1422. (vgl. Lindenheim, Rondeshagens Kirche in Berkenthin, a.a.O.)  Tatsächlich beherbergt die Berkenthiner Kirche seit dem 15. Jahrhundert eine überlebensgroße Maria-Magdalenen-Statue. 

Ein weiteres Indiz dafür, dass die Kirche tatsächlich von Beginn an der Maria-Magdalena geweiht war. In den Visitationsprotokollen von 1581, 1590, 1614  wird dann auch als Schutzpatronin Maria Magdalena genannt. 

Deshalb ist es nur schwer nachzuvollziehbar, warum die Kirche zwischenzeitlich zur Petrus-Kirche wurde, als die sie in den Schriftstücken und auch der Literatur des 19. Jahrhunderts bezeichnet wurde (Burmester a.a.O. und Haupt a.a.O.). 

Aber nicht nur auf dem Papier fand sich der Name Petruskirche, auch die nach dem Brand 1816 neu gegossene Glocke trug eine Petrusfigur mit Schlüssel, was darauf hindeutete, dass nach damaliger Auffassung die Kirche dem Apostel Petrus geweiht war. Ein Indiz für die Richtigkeit dieser Annahme könnte auch sein, dass bei der beschriebenen Kirchenrestaurierung 1899 eine Darstellung des Jüngsten Gerichts und überlebensgroße Apostelfiguren, darunter Petrus und Paulus,  freigelegt wurden.

Aber wie auch immer, auch dieser Name ist dann offensichtlich in Vergessenheit geraten, sodass unsere Kirche bis zum Jahre 2008 nur die namenlose  „Kirche in Berkenthin“ war. In seiner Sitzung am 5. Juni 2007 hat dann der Kirchenvorstand dafür votiert, dass die Kirche fortan (wieder) den Namen Maria-Magdalenen-Kirche bekommen sollte.

Er begründete seine Entscheidung in einem Schreiben an die Bischöfin des Sprengels Holstein-Lübeck wie folgt:

  1. Die Kirche zu Berkenthin war 1832 Petrus gewidmet. Der Apostel Petrus ist in der Kirche zweimal neben dem Apostel Paulus dargestellt. Es handelt sich dabei um das damals übliche Bildprogramm ohne besondere Hervorhebung des Petrus. In Visitationsprotokollen von 1581, 1590 und 1614 wird allerdings als Schutzpatronin MariaMagdalena genannt. Die älteren Erwähnungen legen den Namen Maria-Magdalenen-Kirche als wahrscheinlich ursprüngliche Benennung nahe.
  2. Das Maria-Magdalenen-Patrozinium wird oft mit der Schlacht von Bornhöved 1227 in Verbindung gebracht. Die zeitliche Nähe zum Bau der Kirche um 1230 legt den Namen Maria-Magdalenen-Kirche als ursprünglichen Namen nahe.
  3. Die Kirche beherbergt seit dem 15. Jahrhundert eine lebensgroße Maria-MagdalenenStatue. Die Statue legt nahe, dass die Kirche Maria-Magdalenen-Kirche hieß, oder dass die Kirche nach ihr benannt wird.
  4. Maria Magdalena war die Schutzpatronin der Stecknitzfahrer. Die Kirche liegt direkt am Elbe-Lübeck-Kanal, der ehemaligen Stecknitzfahrt. Die Stecknitzfahrer hatten auch einen eigenen Begräbnisplatz neben der Kirche, der heute noch zu besichtigen ist. Der Name Maria-Magdalenen-Kirche unterstreicht ihre Geschichte als Kirche am Elbe-Lübeck-Kanal

Am 2. März wurde sie feierlich auf den neuen/alten Namen „Maria-Magdalenen-Kirche“getauft.