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Hier geht es speziell um die Geschichte von Groß Berkenthin! Klein Berkenthin, Kählstorf u.a. s. Ortsteile/Flur

Als Kirchdorf war Groß Berkenthin bereits 1230 vorhanden. Über die ersten 350 Jahre (1200-1550) unserer Gemeinde ist aber leider wenig bekannt. Der Ort war namengebend für das sich 1237 erstmals „von Parkentin“ nennende Adelsgeschlecht, das hier vermutlich schon als Lokator aufgetreten war. Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Berkenthin Kirchort und damit war naturgemäß auch der Bau einer Kirche verbunden. Da die Ritter von Parkentin hier nicht das Kirchenpatronat inne hatten, wird der Kirchenbau vor ihrer Besitzergreifung liegen. Ab wann genau die Rittern von Parkentin mit Berkenthin belehnt wurden, ist nicht klar. Sie treten erst ab 1240 urkundlich als solche auf, nennen sich aber schon 1237 von Parkentin.

1240 gestatten die Ritter von Parkentin den Lübeckern Kaufleuten u.a. die freie Benutzung der Handelsstraße nach Hamburg, soweit sie über Parkentinsches Gebiet verläuft und damit das Übersetzen ihrer Waren über die Stecknitz. Zudem durften die Kaufleute hier an der Stecknitz eine Hude, also eine Art Warenumschlagsplatz, einrichten. Das ist insofern von Bedeutung, da hier in Berkenthin vermutlich die natürliche Schiffbarkeit der Stecknitz endete und eine Verschiffung bis hier natürlich nur dann sinnvoll war, wenn man hier auch die Waren umladen durfte.

1323 verpfändet Herzog Erich I. das höchste Gericht, Bede und Schweineschnitt an Heinrich und Detlev von Parkenthin.


1386: Darna des dinxstedaghes in der dridden weken der advente do was in der nacht so grot blixim unde dunner unde unweder, dat van den weder vorgink vele schones buwes. De torn to parkentin bi lubeke wart nederslagen van deme weder unde vele anders buwes.

 


Am 1. September 1394 überlässt Eggert von Parkenthin als Erbe des Detlevs von Parkenthin seine Rechte an Herzog Erich III. an den Dörfern Behlendorf, Berkenthin und Giesendorf. (SHRU VI/2, 1126; vgl. Oldekop IV, 35). Am 21. September kommen dann noch die Dörfer Siebenbäumen und Rondeshagen hinzu. So wird Berkenthin wieder herzoglich.


Herzog Erich V. für Hinrik Wedel und Hinrik Heyleken aus Berkenthin, [1411-1435]
AHL
ASA Externa, Deutsche Territorien : 2650


Vertag vom 8.9.1444 über die Verpfändung der Dörfer Lütau, Witzeeze, Groß Sarau, Krummesse, Berkenthin und eines Teils von Niemark durch die Herzöge Bernhard IV und Magnus, Bischof von Hildesheim an die Lübecker Ratsherren Johann Gerwer und Johann Lüneburg (vgl. UBStL VIII, Nr. 250; Q 24, Beilage H)


1450: Herzog Bernhard II. von Sachsen-Lauenburg verschreibt seiner Gemahlin Adelheid von Pommern-Stargard zur Leibzucht u.a. halb Berkenthin.


1464 Hauptmann Curd Meyborg zu Mölln an Lübeck: Mitteilung der Enthebung des Heyne Tzuber der Vogtei Ratzeburg durch den Herzog und der Erhebung der Rente in Berkenthin durch Andreas Wagendriver (AHL ASA Externa, Deutsche Territorien : 1934)

Ein Racheakt?

Hartwig (IV) von Krummesse , der neben den von Parkentins ebenfalls in Berkentin und Göldenitz begütert war, stritt sich im Dezember 1433 mit Otto Stake um Göldenitz. Beide machten Ansprüche auf das Dorf geltend. Offensichtlich fiel die Entscheidung des Herzogs zu Gunsten Hartwigs aus, denn noch im selben Jahr brandschatzten Johann Stake und Schele Grönau Berkentin und Göldenitz. Und so heisst es dann in der Klageschrift des Laueburgischen Herzogs am 9. Oktober 1434: 1. Antwort auf die Klage des Albert Wulf: Darna achte dage quemen Vyuians Stake unde Guentyn, syn broder, Sleregen, Johan van der Gest, Wille, Gudekow unde Wenke myd anderen medehelperen, Albert Wulves knechten, unde nemen to Parkentyn, vnuorwart unde unentsecht, dem kerkheren, Bloemen unde anderen armen luden perde unde koye, beter wan soshundert mark, …; . Klageschrift gegen den Ritter Johan Stake:  „… Dar nemen se an perden, koijen, zwynen und schapen beter van achte hundert mark unde branden unse armen lude Blomen, Winteruelde, Steffen unde Jawolde unde deden en bouen dusent mark schaden, klagte Herzog Erich V. am 9. Oktober 1434. (Urkunden-Buch der Stadt Lübeck – Band 7 – Seite 571)

Hierzu muss man wissen, dass das Verhältnis der Familie Stake zu den Lauenburgischen Herzögen ohnehin nicht das beste war. In dem lange tobenden Streit zwischen dem dänischen König und dem Holsteinischen Grafen um das Herzogtum Schleswig, hatte der Lauenburgische Herzog Erich V. für den Dänenkönig Partei ergriffen und war in diesem Zuge 1415 in Holstein eingefallen und hatte Oldesloe eingeäschert, das im Pfandbesitz von Herding Stake (auf Tralau) war und worin die Starkes auch 7 Häuser besaßen. Gut, das war nun schon 18 Jahre her, aber die Friedensverhandlungen dazu fanden erst 1434 in Vordingborg/DK  statt.

Zudem hatte Herding Stake auch 1435 noch Ansprüche auf Steinhorst.

Nun ja, man ahnt schon die damalige Notwendigkeit von Burgen.

Vermutlich hängt auch der Mord im Februar 1434 der Brüder Marquard und Jacob Jagedwele auf der Berkenthiner Schleuse, durch den Rondeshagener Vogt Johannes und seinem Bruder Peter Delmenhost hiermit zusammen. (UBStL Bd. 7 Nr. 563) Denn ein Jagedwele (Jawolde) ist ja auch schon oben mit als Betroffener aufgeführt.

 

 

 


Lübeck an Bürgermeister Hinrick Mürmester (* um 1435 ; † 1481) von Hamburg: 

Bitte um Sendung eines in seinen Diensten befindlichen Jungen als Zeuge eines Raubüberfalls bei Berkenthin 1477; AHL ASA Externa, Deutsche Territorien : 2708

 

Der Klempauer Hof, auch Vogtei oder später Amt genannt, war 1552 für 6.000 Mark an die Stadt Lübeck verpfändet worden und konnte erst 1583 von Hans Buchwald wieder eingelöst werden, obwohl schon 1574 Herzog Adolf von Schleswig-Holstein Herzog Franz II. 8000 Mark zur Einlösung von Klempau überlassen hatte. Besitzer des Hofes waren während dieser Zeit: Friedrich Nursau (? Nussen), Bosshoff Bockholt, Heinrich Lathausen, Hans Blome (-1570) und Hans Buchwald (1570-1583).

aus: Besitzverhältnisse und Verwaltung des Guts Klempau
u.a.: Verzeichnis der Pachteinnahmen aus Krummesse, Klempau, Klein Sarau, Holstendorf, Göldenitz, Groß Sarau, Kolstorf, Parkentin;

a) Verpfändung der Dörfer Niemark, Krummesse, Klein Sarau, Poggensee, Holstendorf, Göldenitz, Groß Sarau, Kolstorf und Parkentin durch den Herzog von Sachsen an Lübeck für 1500 m,
b) Vermittlung des Herzogs Bernd von Sachsen in den Beschwerden über die Verwaltung des Gutes Klempau durch Hinrich Stark (UBStL 9 Nr. 310, 3.2.1456),
c) Verzeichnis der von Lübeck pfandweise auf den Hof zu Klempau gelieferten Fahrenden Habe,
d) und e) Verpfändung des Hofes Klempau an Lübeck;
f) Beitrag der Klempauer Dörfer zum Schleusenbau

AHL Kämmerei : 2710

 


Kläger: Christoph von Ponickau und Christoph von Ragewitz, kursächsische Räte zu Dresden, Rechtsnachfolger des August von Sachsen, Beklagter: Herzog Franz I. von Sachsen-Lauenburg, Prozessvertreter: Dr. Amandus Wolff, Dr. Jacob Friedrich Meurer, Dr. Leopold Dickh, Dr. David Capito, Streitgegenstand: Streit um die Rückzahlung eines Darlehens der Herzöge Moritz und August von Sachsen für Herzog Franz I., bzw. um Einweisung in den Besitz der für das Darlehen verpfändeten Höfe und Dörfer Klempau, Groß Sarau, Klein Sarau, Berkenthin, Holstendorf, Pogeez und Kählstorf und in den Zoll zu Lauenburg, 1556-1567

RKG 1556-1567; Schuldverschreibung des Herzogs Franz I. für die sächsischen Herzöge 1552 und Zession dieser Verschreibung 1556 durch den Herzog August an Christoph von Ponickau und Christoph von Ragewitz (Q 5, 7); Vergleich zwischen den Parteien 1562 (Q 21); Prozesskostenaufstellung 1556-1566 (Q 14, 26) LASH Abt. 390 Nr. 324


Verpfändung des Guts Anker mit Groß und Klein Berkenthin, Bergrade usw. seitens des Herzogs Franz I. an Claus Rantzau, Benedicts Sohn, (1567) und an Joachim v. Platen (1569) und dessen Zession des Gutes an Hans Blome, Amtmann zu Gottorf 

LASH Abt. 210 Nr. 3453


1567 verpfändete Herzog Franz I. das Gut Anker zu dem  Groß und Klein Berkenthin sowie das ehemalige Klosterdorf Bergrade u.w. Dörfer gehörten an Claus Rantzau [*1507; † 1584] , Benedicts Sohn [* ca. 1460; † ca. 1542] für 10.000 Rthl..

und 1569 weiter an Joachim von Platen. (LASH Abt. 210 Nr. 3453)

S.a. Herzog Franz I. von Sachsen-Lauenburg verpfändet 1569 für 10.000 Gulden, rückzahlbar in sechs Jahren in Lübeck, Wismar oder anderswo, dem Joachim von Platen die von Klaus Rantzau besessenen Güter, Hof und Gut zum Anker, Groß und Klein Berkenthin, ausgenommen Schmedickens Dieck, und Berchrode mit allen Gerechtsamen, 1569 (LASH Urk.-Abt. 210 Nr. 798)

dann Hans Blome und ab 1586 Jochim Moller zu Heiliegnthal


1572 Urfehde des aus Greifenberg in Pommern gebürtigen Urban Sastrouw; die Freilassung erfolgte durch Fürbitte des Rates zu Greiffenberg. Der Aussteller verpflichtet sich, das Berkentiner Gebiet nicht wieder zu betreten und sich mit seinem Ohme Hanß Ramelouw sofort nach Greifenberg zu begeben (AHL Urfehden 0763)


Herzog Franz II. von Sachsen-Lauenburg

1586 Verpfändung des Guts Anker mit Groß und Klein Berkenthin, Bergrade usw. seitens des Herzogs Franz II. an Joachim Möller zu Heiligenthal. (LASH Abt. 210 Nr. 3455)

Moller war ein Sohn des gleichnamigen herzoglichen braunschweig-lüneburgischen Kanzlers, dem das ehemalige Kloster Heiligenthal bei Lüneburg wegen seiner Verdienste als Gut geschenkt wurde. Die Familie nannte sich seither Moller zu Heiligenthal.

Schreiben des Jochim Moller wegen dessen Untersassen in Grossen Perkenthijn Heinrich Hoffmeister 1588:

Meinen freundlichen Gruß in der Zeit zuvor, Erbar weise undt vorsichtige besondere gute freunde undt Nachtbarn, Ich magk euch freundlich nicht vorhalten, wie von meinen undersassen einen in Grossen Perkentijn Namhafft Heinrich Hoffmeister, vor mir heute dato erschienen undt mir klagende vormeldet, wie seine geliebte Hausfrawe, Jochim Giesen seligen hinderlassene Wittibe, ein Kind, dessen Vater Clauß Karndeß, weilandt uff dem Hoffe Ritzerow Vogt gewesen, selicher in Gott verstorben, undt deß vaterlosen Kindes Vormünder sein, die Erbarn Ehrnvhesten undt Manhafften Hans Lüneburgk itzo in Hohrnbeke wonhafft undt Hans Oldelandt Ambtmann uff Ritzerow …

 


1593 ließ Herzog Franz II. Wilhelm Moller, den Bruder des obigen, vom Gut Anker vertreiben, weil mittlerweile Gegenforderungen der Herzogs erwachsen waren, die der damaligen Pfandsumme von 10.000 Rthl. entsprachen (genauere Aufstellung s.v. Kobbe, Anker, S. 258 ff), worüber noch bis 1619 ein Prozeß geführt wurde. 

Das bedeutete für die Groß Berkenthiner, das nun wieder der Herzog Eigentümer war und dessen Beamten in Anker die Obrigkeit repräsentierten.


Das Ratzeburger Schloß um 1630

Im November 1614 muss sich der Ratzeburger Amtmann Hans Steinkeller beim Lübecker Rat beschweren, da seine Beschwerde, die zunächst an den Möllner Hauptmann gerichtet war, nicht beantwortet wurde. Hatten doch mehrfach die Stecknitzschiffer Claus Korf und Catharina Korfs Sohn Gänse der Groß Berkenthiner Bauern Asmus SoltauJürgen Meyer und Hans Reimersen erschlagen und mit sich geführt. Steinkeller läßt diesen ausrichten, wenn sie zukünftig nicht auf ihren Schiffen blieben, werde es ihnen wie den Gänsen ergehen und bittet um Bestrafung der Diebe. Der Möllner Hauptmann Hans Spangenberg (amtierte 1607–1616) antwortet prompt noch im selben Monat und stellt klar, das die Beschwerde an seinen Amtschreiber gegangen war und er zwischenzeitlich auch die Diebe zur Rede gestellt hatte. Er hatte diese angewiesen für jede gestohlene Gans den Bauern 8 Schilling zubezahlen. (AHL ASA Ext. Dt. Terr. 3052)

Ansicht von Mölln 1657
 

Asmus Soltau aus Berkenthin (LASH Abt. 107 Nr. 1 )